FORSCHUNG
TYPOLOGIE
Die Betrachtung der Umwelt nach typologischen Kriterien ist eine wesentliche Form der kulturgeschichtlichen Selbstreflexion der Menschheit. Es scheint eines der Grundmuster unseres Erkennens zu sein, dem typischen einer Zeit, einer Region, einer Person, eines Werkes etc. auf die Spur kommen zu wollen. Der Begründer der Denkmalpflege z.B., Georg Dehio, hat Bauwerke nach wiederkehrenden Mustern geordnet und aufgelistet. Der gesamte Bestand von der Anzahl der Achsen bis zum Dekors ist kartographiert worden, beschrieben, bewertet und damit auch gesichert worden. Alexander von Humboldt suchte in allem Gefundenen sich gleichende Muster.
Diese Aneignung einer als bedeutsam erachteten Umgebung ist ein Schlüssel zum Selbstverständnis des europäischen Humanismus. Das Kategoriale, die Spezies, das Schema, eine Funktion, all diese Arten, Unüberschaubares, Undenkbaren überschaubar zu machen oder eben denken zu können, liegen dem Verstand seit je inne. Alles bewusste Wahrnehmen interpretiert auf der Basis der jeweils entwickelten Matrix des Typischen.
Allerdings ist die Betrachtung des Typischen selbst immer auch Deutung und Wertung, die an ihre Zeit gebunden ist. Sie und damit das Typische selbst ist vergänglich. Im Typischen liegt demnach die Aufforderung zum Weiterdenken.